Frank Zappa: The Yellow Shark
Das Radialsystem V, ein Theater in Berlin-Friedrichshain, war Schauplatz einer ausgefallenen Symbiose. Kurz vor seinem Tod schuf der Rockmusiker Frank Zappa (1940-1993) das musikalische Werk The Yellow Shark, das er für ein Tanzensemble konzipiert hat. Seine fortschreitende Krebserkrankung ließ dieses Projekt zwar noch zustande kommen, die geplante Tournee konnte Zappa jedoch nicht mehr persönlich begleiten.
Die Idee
19 Jahre später nahm sich die Regisseurin Gudrun Herrbold dieser musikalischen Vorlage an. Ihr Plan war jedoch ein anderer. Sie hatte die Idee, dass keine Tänzer das Stück begleiten sollten, sondern Kampfkünstler. Wie kommt man nun an authentische Sportler aus dem Kampfkunstbereich? Einerseits ging sie in die Sportschulen am Ort und stellte dort ihre Idee vor, andererseits schaltete sie Anzeigen in lokalen Zeitungen im Saarland. Gleich beim ersten Casting meldeten sich viele Kampfkünstler, die gern an dem Projekt von Gudrun Herrbold teilnehmen wollten. Es sollten dabei nicht nur Kampfbewegungen aufgeführt werden, sondern die Personen und Motivationen der Kampfkünstler sollten ebenso Teil der Performance sein. Bald war die gesamte Crew beisammen und die Arbeit an der Verbindung von zeitgenössischer Musik und Kampfkunst konnte beginnen.
Die Umsetzung
Ich sprach mit einigen Akteuren nach der Vorstellung im Foyer bei einem Glas Wein über das Wie der Umsetzung dieser Idee. Wir sind Kampfsportler und haben keine schauspielerische Ausbildung. Wir zeigten unser Können und die möglichen Bewegungen und die Choreografin gab uns Tipps, wie wir die Bewegungen dem Publikum darbieten können. Teilweise bewegen wir uns synchron bei den Katas oder führen Selbstverteidigungstechniken gleichzeitig aus. Plötzlich verharren einige von uns und der Fokus des Zuschauers wird auf einen anderen Aspekt im Geschehen gelenkt.
Multimedia
Nicht nur, dass die Vorführung von den Darstellern mit Leben gefüllt wurde, es waren gleichzeitig digitale Leinwände mit Aktionen oder Personen der Aufführung zu sehen. Nebenher liefen auch Spruchbänder mit Fragen wie: Glaubst Du, dass Bruce Lee der beste Kämpfer aller Zeiten war? Die Zuschauer wurden somit multimedial unterhalten und die Aktionen auf der Bühne wechselten zwischen schnellen, actionreichen und ruhigen Szenen, die wie in Zeitlupe passend zur Musik ablaufen.
Die Geschichten
Zwischendurch stellten dann einige der Kampfkünstler ihre Motivation für das Kampfsporttraining vor. Die Geschichten waren dabei so unterschiedlich wie die Menschen, die dahinter stehen. Da war die Kickboxerin, die nach einem anstrengenden Tag im Büro sich am Sandsack richtig auspowert und mittlerweile ihren Wochenrhythmus nach ihrem Trainingsplan richtet. Vater und Tochter erzählten unterhaltsam und lustig, wie die gesamte Ju Jutsu- Familie sich in der Wohnung gegenseitig auflauert und dann die Angriffe abwehrt, wenn plötzlich der Bruder hinterm Schrank hervorspringt. Es waren die unterschiedlichsten Geschichten, die die Kampfkünstler mit den Zuschauern teilten. Sie waren lustig, stimmten nachdenklich und waren in ihrer Menschlichkeit anrührend und bestechend – wie das ganze Projekt von Gudrun Herrbold.
Text und Bilder: ©AsiaSport
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