Das Treffen
Die riesige Stunt-Trainingshalle von Haeger Stunt & Firework kam mir auf den ersten Blick bekannt vor. Hier wurde im August 2010 ein Teil des arte-Beitrags „Durch die Nacht mit Cynthia Rothrock und Richard Norton“ gedreht. Nach der Martial Arts
Movie Convention fuhren die beiden Martial Arts Filmlegenden durch Berlin und trafen André Mewis in seinem Dojo, zeigten ihr Waffenkönnen bei Olaf Schönau von AsiaSport… und mehr und studierten in genau diesen Stunt & Firework Hallen in Berlin-Spandau eine Kampfsequenz mit dem Movie-Do-Team ein. Ein sehr gelungener und sehenswerter Beitrag, besonders für Kampfsport- Liebhaber. Die Halle steckt voll mit Requisiten für die Stuntarbeit. Es gibt Showwaffen, Sprunggeräte eine riesige Greenscreen- Wand für die Nachbearbeitung mit Spezialeffekten und eine großzügige Mattenfläche, auf die so manches Dojo neidisch wäre.
Als ich eintraf war gerade eine Besprechung im Gange. Im Kreis auf der Mattenfläche saßen Eskindir Tesfay und die Mitglieder von Movie-Do im Gespräch mit einem Team der Filmhochschule Salzburg. Ein gemeinsames Projekt wurde vorbereitet.
Die Salzburger haben Aufnahmen von Movie-Do auf Youtube gesehen und waren von dem Können der Truppe so begeistert, dass sie mit ihnen ihr Abschlussprojekt „Be Human“ realisieren wollen. Bei der Besprechung und der anschließenden gemeinsamen Arbeit bekomme ich einen faszinierenden Eindruck der Entstehung von Filmsequenzen mit Kampfszenen. Die Profis um Eskindir zeigen dem Filmteam die Rohfassungen der einstudierten Choreografien. In langsamer Form, im flüssigen Ablauf und mit den Möglichkeiten, sie mit akrobatischen Einlagen noch zu würzen.
Das Filmteam erzählt über die Charaktere, die von den Kampfkünstlern und Stuntexperten verkörpert werden sollen, damit die Kampfarten auch darauf abgestimmt werden. Die „Twins“ zum Beispiel sind schnell, akrobatisch und können witzige Elemente im Kampf zeigen. Der „Streitaxtmann“ (endgültiger Name noch nicht festgelegt) kämpft eher mit kräftigen, wuchtigen Techniken. Die Hauptperson, die Eskindir Tesfay verkörpert, soll eine Mischung aus Schnelligkeit, Kraft und Klugheit in die Kampftechniken einfließen lassen. Dabei ist noch nicht sicher, ob er nach allen bestandenen Kämpfen auch wirklich als Sieger hervorgehen wird. Das Drehbuch ist noch nicht zu 100% festgelegt und lässt Raum für die Akteure, die sich auch mit ihren Lieblingstechniken und Ideen einbringen dürfen. Yafes Sahin (Regie) und Philipp Gigler (DOP) mit ihren Kamera- Leuten Andreas Steger und Stefan Krabichler drehen dieses um 2000
n.Chr. spielende Abschlussprojekt als Abschlussarbeit ihres Studiums an der Filmhochschule. Ich fragte Philipp Guglu: Warum Kampfchoreografien für einen Film, der im frühen Mittelalter spielt? Die Antwort lautete mit einem Lächeln: Weil es einfach Spaß macht und außerdem extrem cool ist. Wir wollen außerdem den Kurzfilm später als Referenz und für unser Portfolio benutzen.
Eskindir Tesfay und Movie-Do
Movie-Do-Team ist eingespielt und besteht aus hervorragenden Kampfkünstlern, die, wie Eskindir sagt, „fliegen können“. „Ich bin nicht so der Akrobat“, sagt er bescheiden. Im Mittelpunkt steht jedoch trotzdem Eskindir. Er übernimmt auch in diesem Projekt die Hauptrolle und führt die Fäden zusammen. Er hat Charisma, Ausstrahlung und wenn er etwas sagt, sind die Blicke auf ihn gerichtet. Er ist Dreh- und Angelpunkt, sammelt die Ideen, ist konzentriert und fasst die Meinungen, Ideen und Anregungen der Stuntcrew und der Filmmacher zusammen. Eskindir hat bereits einige Filmprojekte realisiert. So spielte er mit seinem engen Freund und Trainingspartner Mathis Landwehr in „Lasko – Die Faust Gottes“ in der ersten Staffel einen Bösewicht und Gegenspieler von der Hauptfigur Lasko. Im April wirkte Eskindir an einem Kinofilm in Italien mit und war in der Hauptrolle der Gegenspieler des Titelhelden. Im November kommt der Film in die italienischen Kinos. Im Moment ist er mit seinen Movie- Do-Freunden am Dreh des Kino Spektakels „Illegale Scheiße“ als Hauptdarsteller eingespannt. Gleichzeitig laufen noch zwei weitere Kino-Projekte, die auch mit dem Team von Movie-Do realisiert werden.
Die Wurzeln
Was muss man für Voraussetzungen mitbringen, um solchen Aufgaben gewachsen zu sein? Eskindir Tesfay ist in Eritrea geboren und in Deutschland aufgewachsen. Er interessierte sich seit seiner Jugend für die unterschiedlichsten Kampfkünste. Mit traditionellem Kung Fu begann sein Training und ging dann unter anderem übers Kickboxen, Jeet Kune Do, Arnis bis hin zum Thaiboxen. In den Jahren ´99 bis ´05 lebte er in Taiwan und trainierte dort Wu Shu und Sanda Vollkontakt und vertiefte weiter sein traditionelles Kung Fu. „Ich bin an der Ästhetik der Kampfkünste und an der realistischen Umsetzung der Techniken stark interessiert. Im Moment möchte ich meine Skills im Bodenkampf verbessern und versuche mich generell immer weiter zu entwickeln.“ Eskindir spricht fließend chinesisch, englisch, seine Muttersprache Tigrinya und natürlich deutsch. Schon frühzeitig stand sein Weg Richtung Martial Arts und Filmgeschäft fest, den er seitdem auch konsequent geht.
Illegale Scheiße
Am Filmprojekt „Illegale Scheiße“, wir berichteten bereits in der Kampfkunst darüber, wird selbstverständlich weiterhin fleißig gearbeitet. Die Infos sind jedoch sehr schwer aus den Akteuren herauszubekommen. Soviel scheint festzustehen: Zwei Brüder, die sich aus den Fängen der Mafia befreien wollen, verdienen sich ihr Geld mit illegalen „Rennen“ durch Berlin. Und Rennen heißt zu Fuß.
Für Interessierte und Fans gibt es bereits einige Showreels und Teaser im Netz zu sehen. Diese machen große Lust auf mehr! Weitere Projekte Eskindir Tesfay hält es sehr asiatisch mit Projekten, die noch nicht 100% in trockenen Tüchern sind: Es wird nicht darüber gesprochen! Wir werden jedenfalls am Ball bleiben und euch weiterhin auf dem Laufenden halten, wenn weitere Neuigkeiten durchsickern.
Text und Bilder: ©AsiaSport
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