„In den Kampfkünsten gibt es nur zwei Worte: horizontal und vertikal. Endest du am Boden, verlierst du, bleibst du auf den Beinen, hast du gewonnen”
Dies sind die Worte, mit dem die Figur des Ip Man diesen interessanten, von seinem Leben inspirierten Film beginnt und beendet, der uns jedoch gleichzeitig ermöglicht, bestimmte Traditionen innerhalb des sogenannten Martial-Waldes oder Wulin zu beachten, welche wir im Folgenden für alle unsere Leser wiederholen.
Zusammenfassung:
Im China der 30er-Jahre beschließt ein alter Meister des Nordens, Experte im Baguazhang und Leiter der Gesellschaft der chinesischen Kampfkünstler, in den Ruhestand zu treten.
Nicht aber, ohne vorher um ein Duell zu bitten, um einen geeigneten Kanditaten zu finden, der die Lehren des Südens des Landes in die des Nordens eingliedert. So wird Ip Man
(Tony Leung), angesehener Experte im Wing Chun der Gemeinde des Kantons, als Kandidat auserwählt und gewinnt mit viel Muße das Duell. Angesichts der Niederlage des Meisters des Nordens fordert dessen Tochter Gong Er (Zhang Ziyi) Ip unverzüglich heraus, um so zu versuchen, die Ehre ihrer Familie zu rächen. Trotzdem erwacht während ihres Kampfes eine spezielle Verbindung zwischen den beiden, die vielleicht die Bestimmung ihrer Leben ändern könnte… Worte des Regisseurs Der umjubelte und außergewöhnliche Regisseur aus Hongkong, Wong Kar-Wai, hat letztendlich sein bedeutendstes Werk vorgelegt, an welchem er mehr als zehn Jahre arbeitete und was in den letzten vier gedreht wurde. „The Grandmaster” ist die bedächtige Erzählung einer vergangenen Zeit, in welcher die Hautperson nicht unbedingt Ip Man ist, sondern die Kampfkünste selbst. Dazu kommentiert der Regisseur: “Wenn die Leute mich fragen, welche Art von Film dieser ist, sage ich, es ist eine Geschichte über die Sorge, wie man das Wissen der Kampfkünste an die kommende Generation weitergibt. Es geht um die Personen im traditionellen Kreis der Wushu, die ihr eigenes Geschick, Erfahrung und Wesen übertreffen möchten. Das ist der zentrale Aspekt dieser Geschichte.” Tatsächlich übermittelt dieser künstlerische Spielfilm eine wichtige Botschaft in Bezug auf die erste Mitgliedergeneration der Gesellschaft der chinesischen Kampfkünstler (Zhonghua Wushi Hui). Diese wurde 1910 gegründet mit der Absicht, die Kampfkünste dazu zu gebrauchen, um die Personen zu stärken und das Land zu retten, auch wenn sich im Tiefen revolutionäre Ideen versteckten. “Es sind nicht nur Werte der Kampfkünste, es ist Teil unserer Kultur und das ist es, was ich erzählen möchte: woher wir kommen, wer wir in der Vergangenheit waren” – erklärt Wong. Über die Rollenbesetzung Tony Leung (Ip Man) – geboren in Hong Kong und von seinem Vater mit sieben Jahren verlassen, träumte er seit früher Kindheit davon, Schauspieler zu werden. Was er damals nicht wusste, ist, dass er einer der größten Stars des Kinos in Hong Kong werden würde, mit mehr als 30 Jahren Erfahrung und mehr als 100 Filmen auf seinem Konto. Leung ist einer der bevorzugten Schauspieler des Regisseurs Wong Kar-Wai aus Hongkong und hat mit ihm bereits zu sieben Anlässen zusammengearbeitet. Zhang Ziyi (Gong Er) – gebürtig aus Peking, beginnt sie, auf sich aufmerksam zu machen, als sie mit 15 einen nationalen Tanzwettbewerb gewinnt. Dort nimmt sie auch der Regisseur Zhang Yimou für den Film „Heimweg – The Road Home” (1999) unter Vertrag. Die Stärke ihrer Darstellung gefällt den Journalisten ihres Landes sehr und in weniger als drei Monaten wurde sie ausgewählt, um die Hauptrolle im berühmten „Tiger and Dragon” (2000) zu übernehmen. Seitdem hat sich ihre Figur sehr bekannt gemacht, zählt auf Erfolge in der Abendkasse im chinesischen wie auch im internationalen Kino. Chang Chen („The Razor”) – geboren in Taipeh im Oktober 1976 (das Jahr des Drachens im chinesischen Kalender), kam Chang nicht zufällig zur Filmindustrie. Sein Vater Chang Kuo-Chu ist einer der berühmtesten Schauspieler Taiwans und sein großer Bruder, Chang Han, ist ebenfalls ein bekannter Schauspieler. Chang erlangte Ruhm nach seiner Hauptrolle in „Tiger and Dragon” (2000). Seitdem drehte Chang viele von der Kritik bejubelten Filme und arbeitete mit den besten Regisseuren und Schauspielern zusammen.
Über die Kampfszenen
Die Sequenzen der Kampfkünste in „The Grandmaster” wurden vom legendären Action-Regisseur Yuen Woo-Ping choreographiert, der während seiner Karriere von mittlerweile vier Jahrzeiten auch für die Regie der Kampfkünste von „Matrix” (1999), „Tiger and Dragon” (2000), „Kill Bill Vol. 1” (2003), „The Forbidden Kingdom” (2008) und viele weitere Produktionen verantwortlich war. Und bei dieser Gelegenheit spielte Yuen ebenfalls kurz die Rolle des Chan Wah-Shun, im echten Leben Meister des Ip Man. Unter den Anweisungen Wong Kar-Wais sind die Kampfszenen wirklich exquisit für all diejenigen, die die technische Schönheit jedes Stils, seine besonderen Bewegungen oder auch die eines einzelnen Schlags oder einer Haltung schätzen. Zusätzlich zu den bereits genannten Stilen können wir auch Beispiele von Hung Gar, Xingyi, Mantis und mehr sehen. Der Meister Yuen überwältigt uns, gemeinsam mit dem französischen Kameramann Phillippe Le Sourd, bei mehreren Gelegenheiten mit seiner Intensität und Vorstellungskraft, mit einigen Choreographien im großen Stil anstelle von spannungsreichen Kämpfen, wie die von „Ip Man” (2008) mit Protagonisten Donnie Yen sein könnten. Die Kämpfe sind elegante und zeremonielle Treffen, in manchen Fällen zeigen sie die Ethik der Kampfkunst und den gegenseitigen Respekt. Gemäß dem Schlüsselthema des Films liegt alles in den Details. Die Kameras nähern sich und zeigen die präzise Beinarbeit, die Spiralbewegungen der Handflächen, die Schläge der Verdrehung etc. Legenden des Martial-Arts-Kino wie Bruce Leung, der professionelle Kämpfer Cung Le, der Hung Gar-Experte Lau Kar-Wing oder die Wushu-Wettkämpferin Zhou Xiaofei forderten wirklich vom Schauspieler Tony Leung, das Maximum seines Kampfkunst-Trainings und seines Darstellungstalents anzuwenden. So wurden auch Zhang Ziyi und Chang Chen zu absolut überzeugenden Kämpfern vor den Kameras. Unsere Kritik ohne Zweifel versucht „The Grandmaster” mehr Stoff zu bieten als simple Schläge und das zu beachten ist wichtig, bevor man diesen Film betrachtet. Er ist nicht „Ong Bak” (2003) oder „The Raid” (2011), sondern viel eher ein kontemplativer Film, in welchem Wong Kar-Wai, sehr in seiner Linie, die Stile des traditionellen Wushus und andere visuelle Elemente als Werkzeug zum Ausdruck seiner Ideen verwendet. Zum Beispiel: die zentralen Persönlichkeiten Ip Man und Gong Er repräsentieren jeweils durch Wing Chun und Baguazhang ihre eigene Einstellung zum Leben selbst. Der Wing Chun betrachtet grundsätzlich die gerade Linie als besten Angriffsweg, während der Baguazhang für seine kreisförmigen Schritte und seine spiralförmige Energie bekannt ist. Dies beschreibt die Persönlichkeit des Ip Man, der immer direkt ist und nach vorne blickt, während Gong Er nicht mehr tut, als seine Vergangenheit hochzuhalten und seiner Gegenwart zu entkommen. Und dies ist nur ein Beispiel für die Art von Metaphern, die der Regisseur verwendet. In diesem Film existieren viele Stile und Meister, aber wie es die Geschichte
erzählt, war aufgrund der Umstände jedes Einzelnen nur einer von ihnen dazu fähig, seine Kunst dem Rest der Welt zu vermitteln. Wir beziehen uns auf Ip Man, geboren 1893, der somit die Epoche des Kaisers Guang Xu lebte, letzter Kaiser Pu Yi, Gründung des nationalistischen Chinas, 2. Weltkrieg zwischen China und Japan und Gründung der Volksrepublik China, ein Zeitraum, in dem er nach Hong Kong floh und einmal dort, anfing, die Kunst des Wing Chun öffentlich zu unterrichten. Er ließ somit alte Traditionen hinter sich und schaffte es, das Zeugnis des Wissens an spätere Generationen weiterzugeben, weit über sein eigenes Leben hinaus. Und darum ist der Titel des Films „The Grandmaster”, im Singular.
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