Für manche ist es der Anfang des wahrhaften Lernens. Für andere der Beginn einer neuen Etappe. Kansatsu auf japanisch bedeutet Beobachtung. Es ist der Augenblick, in dem der Schüler entdeckt, dass er beobachten kann. Dass er die fremden Bewegungen versteht. Es ist die Trennung von Geist und Kopf. Ich erkläre mich: Das Gehirn ist auch nur ein Teil des zentralen Nervensystems – wenn auch der komplexeste. Es besteht aus einer Masse von Nervengewebe, das den Großteil des Schädels ausfüllt und neben anderen Funktionen die des rationalen Denkens und der Sprache übernimmt. Das Gehirn ist eiförmig, wobei der längere Teil nach hinten gerichtet ist. Es wiegt durchschnittlich ungefähr 1.1000 Gramm. Die linke Seite des Gehirns lenkt die rechte Seite des Körpers, die rechte Seite des Gehirns die linke des Körpers. Die linke Seite des Gehirns funktioniert logisch, die rechte Seite intuitiv. Für Meister des Haragei und alte Spezialisten der Schwertkünste kann es als Schloss mit drei Stöcken beschrieben werden. Der 1. Stock – Unterbewusstsein – ist das „Heim unserer automatischen Impulse“ und symbolisiert die Lebensessenz der durchgeführten Dienste am Körper. Der 2. Stock – Bewusstsein – ist die „Herrschaft der aktuellen Eroberungen“, wo sich die edeln Eigenschaften erheben und festigen, die wir erbauen. Der 3. Stock – höheres Bewusstsein – ist das „Haus der höheren Vorstellungen“ und zeigt die Würden dessen, was es zu erreichen gilt. Damit sich unser Verstand in Richtung des Höheren weiterentwickeln kann, ist das Gleichgewicht dieser drei Zonen unseres Gehirns unabdingbar. Der Verstand ist der Richtungsweiser dieses mikroskopischen Universums (das Gehirn), in dem Milliarden vielgestaltiger Teilchen und Energien sich zu seinem Dienste verschreiben. Aus ihm fließt der Willensstrom und bestimmt ein weites Netz an Reizen, er regiert angesichts der Anforderungen der äußeren Umgebung oder kümmert sich um Anregungen der inneren Zonen. Verschiedene Zen-Meister und die Anhänger der mystischsten Form der japanischen Kultur eröffnen einen inneren Weg in den Verstand, der sich zwischen dem Objektiven und dem Subjektiven befindet. Der Verstand ist durch das Göttliche Gesetz verpflichtet zu lernen, zu überprüfen, auszuwählen, zurückzuweisen, zu akzeptieren, anzunehmen, zu hüten, sich zu bereichern, sich zu erleuchten, immer fortzuschreiten. Von der objektiven Ebene erhält er Probleme und Einflüsse des direkten Kampfs. Von der subjektiven Sphäre nimmt er, mehr oder weniger intensiv, die Inspiration von körperlosen oder körperlichen Intelligenzen, die ihm verwandt sind, und von Resultaten ihm eigener mentaler Kreationen auf. Auf dem Pfad des Kenjutsu, schreitet er sich auch augenscheinlich stationär fort, führt der Verstand seinen Weg fort, ohne zurückzukehren, und unter der unvermeidbaren Tätigkeit von sichtbaren oder unsichtbaren Kräften. Viele Schüler, die dahin gelangten, große Meister zu werden, überdeckten in dieser Form der Beobachtung, dass sich während eines Kampfes Leben und Tod vermischen. Den Wert von Ma-Ai findet man in der Trennung der Gefühle, die in Form von „Zeit und Abstand“ zum Gegner geäußert werden. So wird die exakte, perfekte Entfernung hervorgerufen! Bezogen auf ihre Anwendung und nicht nur in der Schwertpraxis, benötigt jede Form eine Vorbereitung oder auch weitere Formen, die ein größeres Verständnis ermöglichen. Sujimichi, was Jahre später auch Kyoju- hõ genannt wurde, knüpft dabei an die Methoden vorbereitender Übungen für die erlernten Formen an, speziell für den Krieg. Man unterscheidet im Wesentlichen in der Einstufung der Shoden unter:
Iwa (Chõku; tõ-sa; en-põ;)
Hendõ (Shita; Ue; Jõge; Sayu;
chikaku)
Matsu (Chõku; tõ-sa; en-põ;)
„Er kommt und geht vor den
Augen
Auf die Erscheinungen antwortend,
den Gefühlen folgend,
wenn er unbekümmert ist, ohne
Blockierung,
haben alle Anstrengungen Erfolg.“
(Hsin-wang-ming por Fu-yu
- 497-569)
Der Schüler wird als dynamisches Wesen begriffen, das in jedem Augenblick mit der Realität interagiert und aktiv mit Objekten und Personen handelt. Diese Interaktion mit der Umgebung führt dazu, dass er „gedankliche Strukturen“ bildet und Formen erlangt, die diese zum Funktionieren bringen. Die Hauptachse ist demzufolge die Interaktion Organismus-Medium und diese Interaktion findet mittels zwei simultaner Prozesse statt: die innere Organisation und die Anpassung an das Medium. Funktionen, die ein Leben lang vom Organismus ausgeführt werden. In der Vergangenheit haben die großen Meister mithilfe dieser Übungen die kampfkünstlerische Persönlichkeit jedes Schülers ausgebildet. Wir sollten bedenken, dass der Entwicklungsprozess beeinflusst wird durch Faktoren wie: Reife (biologisches Wachstum der Organe), Übung (Funktionieren der Konzepte und Organe, die für die Ausbildung von Gewohnheiten wichtig sind), soziales Lernen (Erwerb von Werten, Sprache, kulturelle und soziale Bräuche und Muster) und Gleichgewicht (Prozess der internen Autoregulation des Organismus, der sich in der darauffolgenden Suche des
Gleichgewichts nach jedem erlittenen Ungleichgewichts abbildet). Dort sehen wir, wie unterschiedliche Identitäten auf verschiedene „Ryu“ bezogen konstruiert sind. Oder so: Um dieses Wissen zu bilden, fügen sich die Konzepte der Verbindung Senpai-Kohai mit den Informationen, die von der Mitte (Ryu) aus kommen, zusammen. Und zwar in dem Maße, in dem Wissen weder als etwas spontan vom Schüler entdecktes, noch als mechanisch von einem externen Medium oder Erwachsenen übermitteltes begriffen wird. Sondern als Resultat einer Interaktion, bei der das Subjekt immer aktives Element ist, was tätig versucht, die es umgebende Welt zu begreifen und die Fragen, die diese Welt verursacht, zu lösen und so auch die Anwendung der Energien in den traditionellen Künsten zu verstehen. In der Geschichte der Schwertpraxis zwangen einige traditionellere Meister ihre Schüler dazu, viel mit Bokut_ und Makiwara zu üben, pneumatisch, machst du Bündel aus Bambus…Unaufhörlich, erschöpfend, viele sich wiederholende Bewegungen und viel Nachdruck auf der Atmung. Logisch, dass all diese Übungen versuchen, den Stoß des Schwertes zu festigen, um einen perfekten Schnitt zu erreichen. Auf der anderen Seite muss man die extreme Bedeutung des Einflusses der körperlichen Energie beachten. Die Bewegung einfach so zu wiederholen, ohne ihre tiefliegenden Gründe zu verstehen, bedeutet, ihre Essenz zu einer bloßen Ansammlung von wiederholten Gesten zu machen.
Die fallende Bewegung in Richtung des Makiwara (das sich in der Horizontalen befindet) stellt die Kraft des Körpers dar, in diesem Fall herbeigeführt durch das Hara in Form des Schnitts. Dafür führt der Haragei das Hara so aus, dass seine Kontraktionen und Ausweitungen eine Bewegung erzeugen, die Hitze erzeugt, welche in die Körpermitte strömt und von der Wirbelsäule bis in die Hände fließt. Die Meister der Vergangenheit, hauptsächlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts, untersuchten die Hitze auf wissenschaftliche und rationale Weise. Hitze wurde als eine Art Bewegung der Moleküle der Materie angesehen. Die Fabrikanten der Schwerter kannten diese Theorie gut, als sie ihre Kenntnisse auf die Herstellung ihrer Schwerte anwandten. Die Übungen des Haragei, in diesem Fall in der Praxis mit Makiwara, suchten zwei Zustände dieser Hitze: Dampf und Festkörper. Bei den Festkörpern glaubt man zudem, dass die Moleküle um Fixpunkte im Inneren des Hara und somit des Blutes vibrieren oder oszillieren. Das führte dazu, dass viele mit diesem Bewusstsein ihrer Ernährung Hilfsmittel zur Stärkung der körperlichen Energie beifügten. Wurde die Energie des Hara unter dem Element Wasser gesehen, entsprach seine Bewegung einer Hitze in flüssiger Form. In diesem „verflüssigten“ Zustand waren seine Bewegungen weniger eingeschränkt, da die Moleküle ja fähig waren, sich über die anderen hinaus mit relativer Einfachheit zu entfalten. Für die fleißigeren Meister liegt in dem Element, dass durch das Hara Dampf produziert, die beste molekulare Bewegung. Deshalb auch die Bewertung des KI in Form des Dampfes. Man gelangte zu dem Schluss, dass, weil die gasförmigen Moleküle sehr voneinander entfernt waren, ihre Bewegung nicht essentiell von jeglicher Anziehung zwischen den Molekülen beeinflusst waren. Jedes Molekül verschob sich einfach in gerader Linie, bis es mit einem anderen Molekül zusammenstieß, dass auf seiner Bahn war, sei es eines des KI selbst oder eines anderen begonnenen Prozesses. Für die Wirkung des Schwertrainings versuchten die Meister, eine Methode auszuführen. Sie wiederholten eine festgelegte Anzahl alle Elemente mit dem Ziel, die Verbindung des Hara mit all ihnen zu festigen. Die Absicht ist, das Hara im Element „Erde“ zu verwenden. Sodass es, nach dem Anstoß des Elementes Feuer, so angewandt wird, dass das Ki fließt und Dampf bis zu den beiden Händen, die das Schwert in Richtung des Makiwara halten, gelenkt wird. Das führt dazu, dass durch den Dampf die molekulare Bewegung relativ frei von intermolekularen Anziehungskräften ist. Die Moleküle sausen frei durch den leeren Raum und kollidieren miteinander auf den Bahnen der Arme, die durch das Training des Stoßes gestärkt sind. Die Arme erhalten einen kontinuierliche Beschuss, insofern die Moleküle sie erreichen und springen. Jeder dieser Stöße erzeugt eine kleine Kraft auf die Knochenwände, die alle zusammen eine konstante Kraft bilden, zur Einheit der Fläche. So wird die Praxis nur durch Training kaum den physischen Körper festigen. Die wahre Essenz eines Stoßes liegt in der Konzentration der Kräfte in Form von Energie während dem Stoß oder Schnitt. Es ist allen Meistern und Praktizierenden des Haragei bekannt, dass verschiedene Schnitte unterschiedliche Atmungsweisen und mit dem Hara verbundenen Achsen erfordern. Genauer gesagt: Lädt sich eine Zone auf, befreit sich der energetische Fluss in der Blutströmung und wird zu jenen Zonen weitergeleitet, so dass diese stufenweise diese Ladung und den Druck der Energie KI bewahren, sie auf den ganzen Körper verteilen und im Fall des Kenjutsu in den Extremitäten lagern, die, durch die Anwesenheit des Schwertes verlängert, in einen Konflikt mit dem Stahl desselben treten.
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