Hat sich einmal das Gleichgewicht der Energien von Seite zu Seite des Körpers mithilfe der vorherigen Haltungen eingestellt, können wir die Balance der Energie vorne-hinten und die Kontrolle der Wege und Zentren entwickeln. Das Gehirn hat bereits das Bewusstsein und die neuralen Verbindungen der seitlichen Bereiche gesteigert, was dazu dienen wird, den zentralen Bereich zu stimulieren. Diese Haltung wird dabei helfen, die räumliche und physische Kenntnis herauszubilden. Die wachsamen Zentren in der Zirbeldrüse (auch „das dritte Auge“ genannt) produzieren das Serotonin, das aus dem Melatonin hervorgeht, ein Hormon, was die Modulation des Schlaf/Wachzustands und schwankende Funktionen wie die sexuelle Entwicklung beeinflusst. Diese Drüse verbindet das endokrine System mit dem Nervensystem, welches die Nervensignale des Sympathischen Nervensystems (essenziell verantwortlich dafür, dass der Körper zu handeln bereit ist), des peripheren Nervensystems, in Hormonsignale umwandelt. Die Aktivität der Zirbeldrüse nimmt bei hellen Licht ab, deshalb ist der Melatonin-Pegel tagsüber niedriger. Er nimmt in der Nacht zu, erhöht sich um bis zu zehn Mal und verursacht uns Müdigkeit. Trotzdem greift das helle Licht nicht direkt die Zirbeldrüse an, sondern dringt stattdessen von den visuellen Bahnen aus zum Hypothalamus vor, um diesen zu stimulieren, welcher wiederum Signale mittels Verbindungen der Nerven am Rückenmark an die Zirbeldrüse sendet. Die Freisetzung des Lichts an die Netzhaut wird zuerst von Teilen des Hypothalamus übertragen (ein Bereich
des Gehirns, bekannt dafür, die Signale der biologischen Uhr zu koordinieren). Die Fasern des Hypothalamus gehen vom Hypothalamus aus zum Rückenmark und zuletzt in Richtung der oberen Nackenganglien, von wo aus die postganglionären Nerven zur Zirbeldrüse gehen. Deshalb ähnelt die Zirbeldrüse der Nebenniere insofern, als dass sie Signale des sympathischen Nervensystems in
hormonelle Signale übersetzt.
Wenn sich der Praktizierende in dieser Haltung nach hinten beugt, erhalten die Augen (sogar geschlossen) mehr Licht von oben (speziell draußen). Das dient dazu, die Melatoninproduktion zu hemmen und den Zustand des Wachseins, der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins zu stärken. Das Dehnen und Biegen der inneren Wirbelsäule, zusammen mit der Kompression der äußeren, hilft dabei, Signale von den Übergängen in Richtung der hormonellen Zonen zu übertragen.
Mit dem Dehnen des abdominalen Bereiches erreicht der Praktizierende viele Vorteile , von der sensorischen bis zur funktionellen Dynamik der inneren Organe. Beim Dehnen in dieser Position öffnen wir den Rumpf und entspannen so den Druck auf die inneren Organe, was für bessere Funktionalität, Zirkulation und Übertragung der Nervensignale sorgt. Speziell wenn wir eine sitzende Tätigkeit haben, bei der wir uns viele Stunden am Tag in derselbe Position befinden, werden Organe, Lunge und Eingeweide zusammengedrückt und in ihren zweckmäßigen und produktivsten Funktionen gehemmt. Die hier besprochene Yogahaltung erhöht auch Aktivität und Tatkraft und wird ebenfalls dabei helfen, tagsüber wachsam und aktiv zu bleiben. Aber der entscheidendste Faktor wurzelt in der Steigerung der Sinneselemente, die durch diese Haltung hervorgeht und mit den Chakren des vorderen Teil des Körpers verbunden ist. In den Fasern jedes Muskels gibt es Sinnesrezeptoren, genannt fusiforme Muskelzellen, die zuerst die Veränderungen in der Länge des Muskels feststellen. Sie senden diese Information über die Länge mittels der Sinnesneuronen an das Nervensystem und treiben die neurovegetative reflexive Aktivität des Körpers an. Diese Information kann durch das Gehirn verarbeitet werden, um die Position der Körperteile und die automatische Antwort der Reflexe des Körpers zu bestimmen. Wenn sich der Muskel dehnt, antworten die primären Sinnesfasern der fusiformen Muskelzellen auf beide Veränderungen der Geschwindigkeit und Länge, damit sie so diese Aktivität in Form von Veränderungen im Modus der Aktionsmöglichkeiten auf das Rückenmark übertragen können. Genauso werden die sekundären Fasern auf die Veränderung der Länge des Muskels antworten (aber weniger sensibel bezüglich der Geschwindigkeit) und dieses Signal ans Rückenmark weitergeben, indem sie die Hauptbahn des Shushumas zusammendrücken.
Diese Steigerung der Fähigkeit zur Sinneswahrnehmung ist wichtig, da diese Position die vorderen Chakren nach unten in Richtung des Damms öffnet. Da die Chakren wichtige Sinnestore sind, um sich mit den Vibrationen der Außenwelt zu verbinden, erhöht diese Steigerung der Sensibilität, mithilfe der fusiformen Muskelzellen, enorm die neurologischen reflexiven Botschaften im Bewusstsein des Körpers und die Verbindung mit diesen Vibrationen. Das hilft dem Praktizierenden, kundig und empfänglich für die äußeren Schwankungen und Energieübertragungen zu sein, die die körperliche Aktivität erhöhen.
„Dehnung des Rückens” – Prishthásana
Mach einen Schritt nach außen, um dich in die Position zu begeben, bei der die Füße etwas mehr geöffnet sind als schulterbreit. Dies ermöglicht, dass die Energie durch die Ferse des Fußes aufsteigt, durch die innere Seite der Muskeln bis zum Shushuma (die Konzentration der Haupt-Energielinie erschaffend und ausrichtend). Die motorischen Nerven sind nicht notwendig, um den Körper von Seite zu Seite im Gleichgewicht zu halten. Wie in den vorherigen Haltungen versetzt man den Körper so in den sensorischen Modus. Macht man einen Schritt nach außen, um sich in dieser Position mit den Füßen nach vorne zeigend aufzustellen, wird die größte muskuläre Konzentration in der Basis der Wirbelsäule erzeugt. Dann, wenn wir uns nach hinten beugen, verursacht dies ein Zusammendrücken der Muskeln der Wirbelsäule und der Nerven, um die motorischen Aktionen zu hemmen. Diese Kompression und Hemmung, direkt zur Basis des Rückgrats gelenkt, wird in hohem Maße Ida und Pingala (welche bereits die Stimulierung des Shushuma ermöglichen) unterdrücken, da sie ja bereits in zwei Richtungen zusammengedrückt werden (von Seite zu Seite so wie von oben nach unten, da ja der Körper nach hinten gebeugt ist). Die Hände werden hinter die Beine gelegt, was dazu dient, den Effekt der Aufstellung des Körpers zu unterdrücken und somit gleichzeitig dabei hilft, den Einfluss des Bewusstseins, der Vorbereitung und Erwiderung des Individuums aufzuhalten. Dies in Verbindung mit allen hinteren Chakren, die wegen der Krümmung der Wirbelsäule und der Kompression von Seite zu Seite versiegelt sind, führt die frontalen Chakren der Konzentration zu, die Shushuma nährt. Die Dehnung des Rumpfs stimuliert das erste Chakra mit einem Einschub von Vibrationen, das, durch die Erde erzeugt, seinerseits daraufhin Shushuma und das frontale Chakra aktiviert. Die Position dieses Fußes konzentriert und stimuliert den Sinnesaspekt des Gehirns und öffnet später die energetischen Rezeptoren des Körpers für die Sinnesaufnahme und die korrekte Öffnung des Chakras sowie für die Veränderung zum rezeptiven oder sensorischen Modus. Die Dehnung aktiviert die fusiformen Zellen der Muskeln sowie die Nerven und erreicht so den vollständigen sensorischen Modus. Wenn ihr euch nach hinten dehnt, werdet ihr das Aufsteigen der Energie durch die innere Oberfläche der Muskeln bis zum Damm (erstes Chakra) spüren. Die Energie erhält man direkt von der Erde. Dieser Aufstieg setzt sich während des Dehnens nach hinten fort und die Energie stimuliert daraufhin das zweite Chakra und die Wiedererkennung unserer Sexualität. Wenn die Energie den Solarplexus oder auch drittes Chakra erreicht, wurde das Gefühl von Kraft und dem eigenen Selbst vollständig erreicht. Beugt man sich mehr und öffnet die Brust oder viertes Chakra, werdet ihr jetzt die Empfänglichkeit und den inneren Frieden spüren. Wenn das fünfte Chakra im Hals offen ist, wirst du eine überwältigendes Gefühl von Freude haben, weil unsere Emotionen auf höchster Ebene schwingen. Wenn das dritte Auge oder sechstes Chakra offen ist, wirst du spüren, dass sich eine Welle von Klarheit in deinem Geist und deiner Seele ausbreitet, während ihr in Harmonie mit euren inneren Verständigungen und Schwingungen sein werdet. Letztendlich, öffnet sich das siebte Chakra oder Kronenchakra, werdet ihr die Einheit eures Bewusstseins und eurer inneren Vibrationen mit dem Universum spüren und es erreichen, eure räumliche vibrierende Umgebung kennenzulernen, die sich subtil hin und her bewegt, bis sie euch vollkommen mit Kraft erfüllen wird.
Atmung und Ziel:
Um anzufangen, stellt euch, die Füße zusammen, auf und atmet tief durch die Nase, was ermöglicht, dass die Energie in Richtung des Bodens fließt. Während der Einatmung, spürt die Luft oder Energie nach unten und in Richtung des Zentrums durch den Damm bis in die Fersen fließen, wo sie sich stützt. Dann, wenn ihr mit den Füßen, etwas mehr als hüftbreit auseinander, einen Schritt nach außen macht, atmet aus, langsam, und spürt die Welle von Energie, die im inneren Teil der Beine und Wirbelsäule bis zum Kopf aufsteigt. Atmet langsam ein, wenn ihr beginnt, euch zu dehnen, koordiniert es mit dem langsamen Beugen, lenkt euer Bewusstsein zur folgenden Öffnung der Chakren. Wenn ihr es zulasst, alle Öffnungen und schwingenden Empfindungen zu spüren, atmet langsam aus. Dies wird euren gesamten Körper entspannen, um daraufhin den Rücken zusammenzudrücken und zu schließen, da unmittelbar darauf der vordere Teil des Körpers gedehnt wird, da die Chakren sich weiter nach vorne öffnen.
Genießt das, was ihr zu schaffen fähig seid und wo euch eure Experimente hinführen, da man selten im Leben das Wissen als Geschenk erhält. Das ganze Universum ist in Schwingung, aber die Mehrheit gelangt nie an dieses Niveau des Bewusstseins oder der Einheit mit ihm. Das kann wirklich unser Leben verändern. Nächste Ausgabe: „Die Dreiecks-Position” Trikonásana
Text: Evan Pantazi
Yogalehrerin: Carolina Lino – Ponta Delgada, Azoren
Foto: Tiago Pacheco Maia – Ponta Delgada, Azoren
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