„Der Starke hilft dem Schwachen“
Das Buch „Die Kunst des Selbst – eine Interpretation des traditionellen Taekwondo“ ist kein reines Lehrbuch, kein Handbuch ausschließlich für den Schüler dieser Kampfkunst. Vielmehr soll es als eine Heranführung für den Schüler und den Laien in das Gedankengut und die Philosophie dienen, die hinter dieser Kampfkunst steckt.
Der Untertitel „eine Interpretation des traditionellen Taekwondo“ ist bewusst gewählt um dem Leser zu vermitteln, dass es sich hier um eine Interpretation handelt, die zeigt was man durch die Ausübung des Taekwondo erreichen kann: nämlich einen Zustand der inneren Harmonie und Freiheit. Das Taekwondo wird als Metapher verwendet um darzustellen wie man sich durch diese Methode selbst begegnen und entwickeln kann.
Die Grundsätze und die Philosophie des Taekwondo lassen sich auf alle Lebensbereiche des Menschen anwenden, da im Taekwondo immer der Mensch und seine Entwicklung im Fokus steht. Das Taekwondo ist mehr als reine Kampfkunst, es ist ein Lebensweg. Dieser Weg, der in der „Kunst des Selbst“ beschrieben wird, muss aber nicht notwendigerweise das Taekwondo sein. Es ist ein Weg zu sich selbst. Es ist das Streben nach eigener Perfektion, nicht nur in Kampftechnik, sondern in Persönlichkeit. Wie jedes andere Unterfangen, wird das Taekwondo nur durch den Praktizierenden lebendig und kann nicht in sich selbst bestehen. Das Taekwondo wird hier zur Methode der Eigenentwicklung. Anfangs auf körperlicher und später auf geistiger Ebene.
Die ethischen Grundsätze des Taekwondo beruhen auf Bescheidenheit, Höflichkeit und Aufrichtigkeit. Innerhalb des Übungsraumes einer Taekwondo Schule werden diese Tugenden in den Trainingsalltag integriert und geübt um den Schüler später auf die Anwendung dieser Werte im Alltag vorzubereiten. Der Trainingsraum wird zum Mikrokosmos in dem der Mensch lernt Fortschritte zu machen, um den Makrokosmos seines Lebens erfolgreich zu meistern.
Vielleicht ist dies für den Außenstehenden auf den ersten Blick nicht sichtbar, wenn er Menschen beobachtet die Taekwondo ausüben, aber „Die Kunst des Selbst“ soll
eben diese Prozesse erläutern. Dieses Buch soll das Ungreifbare des Taekwondo greifbar machen. Der Kern dieser inneren Prozesse liegt in der körperlichen Erziehung und wie diese sich auf die geistige Entwicklung auswirken. Körper und Geist bestehen untrennbar voneinander und beeinflussen sich gegenseitig. Die Erziehung des Einen muss immer auch die Erziehung des Anderen nach sich führen. Wenn ein Mensch nur in Kampftechnik unterwiesen wird ohne moralische und geistige Führung zu erhalten, kann das nur zu Gewalt führen. Die „Kunst des Selbst“ erklärt inwiefern Körper und Geist durch Bewegung zusammen erzogen werden und den Menschen frei machen.
Freiheit heißt hier nicht nur die Möglichkeit sich selbst verteidigen zu können und so nicht mehr der Willkür anderer ausgeliefert zu sein, sondern auch die Fähigkeit für sich selbst und andere einzustehen. Das Taekwondo soll den Schüler dazu erziehen die eigene erlangte Stärke dazu einzusetzen dem Schwachen zu helfen. Das kann zum einen in der Praxis ganz konkret eine Notfallsituation sein in dem man einem anderen Menschen beisteht um einen Angreifer abzuwehren oder im übertragenen Sinne, das man das Selbstbewusstsein hat sich gegen Unrecht und Intoleranz auszusprechen. Taekwondo soll den Menschen körperlich und geistig stark machen damit er für sich selbst und andere einstehen kann. Der Grundsatz des „Der Starke hilft dem Schwachen“ ist eines der zentralen Themen dieser Kampfkunst und kann nicht oft genug erwähnt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Die Kunst des Selbst“ erklärt dass das Taekwondo den Menschen bewegt und wie die gemeinsame Bewegung von Körper und Geist einen Zustand von Harmonie und Freiheit im Menschen herbeiführen. David Ippen
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