Die gegnerische Kraft ist ein „Kraftmultiplikator“
Hallo, Leser von Budo International! In der Kolumne dieses Monats würde ich gerne ein weiteres wichtiges Element der 26 Schlüsselkonzepte des CRCA als „ABC der Kampftheorie des Wing Chun“ erklären.
„Die geliehene Kraft“ oder Yie Lick, wird für „den heiligen Gral“, des CRCA Wing Chun gehalten. Ich sage das, weil Wing Chun eine „Kampfkunst“ ist. Das Wort „Kampf“ hat seinen Ursprung in „campus“, das lateinische Wort für Feld, Schlachtfeld. Und im Krieg ist der Sieg alles. Das Hauptziel jedes echten Kampfkünstlers ist der Sieg auf dem Schlachtfeld, und die beste Möglichkeit, den Erfolg gegen einen größeren, stärkeren Gegner zu sichern ist deshalb, von ihm selbst Hilfe zu bekommen, um ihn niederzuschlagen.
Bevor man die Idee der geliehenen Kraft vollständig begreifen kann, muss der ernsthafte Wing Chun-Schüler zuerst die Grundkonzepte der eigenen Energie verstehen, das heißt, woher kommt sie, wohin geht sie, und wie ist sie zum eigenen Vorteil zu verwenden. Wie man beim CRCA Wing Chun sieht, ist die Energie, die man bei den Schlägen und Blockaden nutzt, eine Kraft der Natur, wie die Elektrizität, die Schwerkraft, der Magnetismus, der Luftdruck oder Wasserdruck, mit Eigenschaften, Grenzen und ähnlichen Merkmalen wie die anderen Kräfte. Mehrheitlich wie die Elektrizität, in bestimmten Aspekten. Die Kraft kommt aus der Erde (die aus den Fersen entspringt – „Lick Yau Gyeuk Gun Sahn“) und im möglichst geraden Weg zum Boden zurückkehrt. Spannt man die vordere Hand an, die zusammen mit dem hinteren Bein schlägt, und macht gleichzeitig mit dem vorderen Bein einen Schritt nach vorne, kann man leicht merken, dass der Schlag sehr viel mehr Kraft haben wird, wenn er ausgeführt wird, bevor der vordere Fuß den Boden berührt.
„Bevor man die Idee der geliehenen Kraft vollständig begreifen kann, muss der ernsthafte Wing Chun-Schüler zuerst die Grundkonzepte der eigenen Energie verstehen, das heißt, woher kommt sie, wohin geht sie, und wie ist sie zum eigenen Vorteil zu verwenden.“
Es ist während dieses kurzen Momentes der „Energieversorgung“, bei dem ein Schlag oder eine Abwehr mehr potenzielle Kraft haben. Ich vergleiche das mit dem Moment bei bestimmten Boxvideospielen, wenn der Boxhandschuh zu zittern beginnt, was darauf hinweist, dass man in diesem kurzen Moment einen „Superfaustschlag“ hat, der sehr viel mehr Schmerz verursachen wird, wenn er den Rivalen erreicht, als ein Faustschlag, der fällt, wenn der Handschuh in normalem Zustand ist, ohne zu zittern. Und schlägt man den Gegner im halben Schritt, wird der Schlag sehr viel mehr Wirkung haben, als wenn man warten würde, bis der vordere Fuß den Boden berührt oder man ihn gar nicht bewegen würde. Genauso wird der Gegner durch seine eigene Bewegung „energetisiert“, besonders wenn er einen Schritt macht, wenn er irgendeine Bewegung ausführt, vor allem eine Bewegung nach vorne, wenn er zum Beispiel versucht zu schlagen, treten oder abzuwehren.
Ich vergleiche diese Idee mit den Prinzipien des Videospiels „Pac-Man“. Wenn das Phantasma zittert, bedeutet das, man kann extra Punkte gewinnen, wenn man es erreicht und sich schnappen kann, während es immer noch zittert, im Unterschied zu den relativ wenigen Punkten, die man gewinnen würde, wenn man dasselbe tut, wenn es nicht zittert. Mit ebendieser Vorstellung im Kopf kann man den Gegner mit einer wesentlich höheren Kraft schlagen, wenn er „zittert“, aufgrund seines eigenen Schritts und/oder seiner Schlag- /Abwehrbewegung.
Durch tiefreichende Kenntnisse in diesen Energieprinzipien kann der Wing Chun-Kämpfer lernen, sie zu seinem Vorteil zu verwenden, was in militärischen Ausdrücken unter „Kraftmultiplikator“ bekannt ist. Die „Kraftmultiplikation“ tritt auf, wenn man dazu fähig ist, dem Feind etwas wegzunehmen und es später im Kampf gegen ihn zu verwenden. Zum Beispiel, wenn ihr dazu imstande seid, euch in der Nacht im feindlichen Lager zu installieren, die gesamte Munition zu rauben und ihn am kommenden Tag mit derselbe Munition zu beschießen, das „multipliziert“ eure Kraft. Im Kampf auf geringe Entfernung erzielt die „geliehene Kraft“ denselben Effekt. Ihr steht zum Beispiel eurem Feind gegenüber in einer offenen Position. Er hebt den vorderen Fuß, um einen Schritt nach vorne zu machen und in genau diesem Moment [..]
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Text und Bilder: Kampfkunst International
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